2x Dario Fo

Termine
12./13./15./16. September 2008, jeweils um 19.00 Uhr

Liebe Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Freunde des "Kleinen Hauses",

wenn es einen zeitgenössischen Theaterschriftsteller gibt, der spielend das erreicht hat und immer wieder erreicht, wovon die meisten seiner Kolleginnen und Kollegen träumen, nämlich mit seiner Kunst direkte Wirkung in jeder Hinsicht zu erzielen, dann kann dies nur der italienische Autor, Regisseur, Bühnenbildner, Komponist, Essayist, Erzähler und Schauspieler Dario Fo sein. Über fünfzig Stücke, meistens satirische, zahllose Lieder, Artikel, Aufsätze, Regiearbeiten für die Bühne, das Fernsehen, daneben aber auch Prozesse, häufige Festnahmen (z.T. von der offenen Bühne weg), jahrelanges Einreiseverbot in die Vereinigten Staaten, immer wieder erfolgende Morddrohungen kennzeichnen das Schaffen dieses im Ausland meistgespielten, 1926 geborenen italienischen Autors, der für sein Werk konsequenterweise 1997 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde.

Dass er immer wieder mit der Staatsmacht, konservativen Kreisen, der Kirche in Konflikt gerät, erstaunt nicht, wenn man die Inhalte seiner Stücke betrachtet. Fußend auf dem italienischen Volkstheater, der Commedia dell'Arte, den Monologen der "giullari", aber auch auf dem modernen absurden Theater und Brechts epischem Theater, geißelt Fo in seinen Stücken meistens Dummheit, Machtgier, Arroganz und Raffsucht der Mächtigen, verweist auf Ausbeutung und Ohnmacht der "kleinen Leute". Dabei geht er in keiner Weise zimperlich vor, sondern seine Farcen, Grotesken, Satiren führen in oft drastischer, derber Weise den "Reichen und Schönen", Politikern und Kirchenleuten die eigenen Unzulänglichkeiten vor Augen.

Fo glaubt, dass Kultur dem Volk gehört, aus dem sie erwachsen sei, nicht einer kleinen, feinen bildungsbürgerlichen Elite, die "den einfachen Mann" schlicht für kulturlos hält. Und er bringt die Kultur zu "den Leuten", spielt in Fabrik-, Lager- oder Turnhallen, bezieht sein Publikum in das Spiel ein, will verändernd auf das Bewusstsein der Zuschauer einwirken. Zusammen mit seiner Frau, Franca Rame, hat er seit 1958 in der "Compagnia Fo-Rame" und anderen Gruppen nicht nur die italienische Theaterlandschaft immer wieder "durcheinandergewirbelt". Sein letzter großer Coup: 2004 wird in dem Stück "L'anomalo bicefalo" ("Der abnormale Doppelhirnige") dargestellt, wie dem italienischen Premier Berlusconi eine Gehirnhälfte des russischen Präsidenten Putin eingepflanzt wird und welche Folgen dies hat – die Prozesse sind bis heute nicht abgeschlossen. Ein Zitat kann besonders verdeutlichen, was das Fosche Theateruniversum ausmacht: "Die Macht, und zwar jede Macht, fürchtet nichts mehr als das Lachen, das Lächeln und den Spott. Sie sind Anzeichen für kritischen Sinn, Phantasie, Intelligenz und das Gegenteil von Fanatismus. Ich bin nicht mit der Idee zum Theater gegangen, Hamlet zu spielen, sondern mit der Ansicht, ein Clown zu sein, ein Hanswurst." (Rede anlässlich der Verleihung des Nobelpreises).

Man sieht: Dieser Autor, der in Rimbach bisher noch nie gespielt wurde, verspricht einiges und passt – besonders auch was sein Bühnenkonzept betrifft – haargenau zu K.U.S.S., wobei wir uns im diesjährigen Programm – auf Wunsch vieler Ensemblemitglieder - endlich wieder einmal unserer Wurzeln erinnern und uns dem "reinen Lachen" zuwenden.

Zwei Stücke von Dario Fo haben wir ausgewählt: Die frühe "Farce" "Anstreicher sind vergesslich" von 1958 zeigt, was geschehen kann, wenn zwei wackere Handwerker in ein etwas zwielichtiges Haus geraten, dessen Besitzerin sich nicht von ihrem verstorbenen Ehemann trennen kann, enthält zahlreiche Slapstick-Elemente, ist hauptsächlich komisch-grotesk und kritisiert, wollte man einen tieferen Sinn erkennen, hauptsächlich Habgier und Skrupellosigkeit.

Erstaunlich aktuell dagegen ist "Bezahlt wird nicht" von 1974. Den Hausfrauen aus der Mailänder Arbeiterschicht reichen die extrem gestiegenen Preise für Lebensmittel, und sie greifen auf unkonventionelle Weise zur Selbsthilfe. Allerdings ist Antonia, die "Heldin", mit einem Gatten verheiratet, der, streng sozialistisch eingestellt, äußersten Wert auf Recht und Gesetz legt, was für sie und ihre Freundinnen zu der Frage führt, wie die etwas ungewöhnlich erworbenen Waren sozusagen "salonfähig" gemacht werden können. Die auftretende Staatsmacht in Form zweier Polizisten, der ein wenig senile Opa, eine Bestattungsunternehmerin verkomplizieren die Lage ...

Wir von K.U.S.S. finden die Lösung sehr originell und haben während der Probenarbeit, trotz vieler Mühseligkeiten, die nun einmal damit verbunden sind, den Witz Dario Fos immer wieder lachend genießen können.

Jetzt sind wir auf die Reaktionen unseres Publikums gespannt, und wir laden alle Freunde unserer Bühne zum Besuch einer unserer Vorstellungen ein.

Für K.U.S.S.: Joachim Berndt
 

Probe
Probe
Probe
Probe
Probe
Probe
Erstlesung
Erstlesung
Probe
Probe
Probe
Probe