Aki Kaurism�ki: Der Mann ohne Vergangenheit

Termine
14./15./17./18. September 2007, jeweils um 19.00 Uhr

Liebe Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Freunde des "Kleinen Hauses",

ein Mann kommt am dunklen Abend spät mit dem Zug in der fremden Großstadt an. Noch als er sich vor dem Bahnhof zu orientieren versucht, wird er von ein paar "freundlichen Zeitgenossen" mit Glatzen und Springerstiefeln, die ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung nachgehen, fast massakriert und beraubt, landet im Krankenhaus, wo bald sein klinischer Tod festgestellt wird. Aber er rafft sich noch einmal auf, flüchtet aus der Klinik und "landet" – auf der städtischen Müllkippe, bei den Ärmsten der Armen, die sich dort, am Rande der Stadt, in ausrangierten Containern ein Leben außerhalb, unterhalb der guten bürgerlichen Gesellschaft eingerichtet haben. Als er nach und nach wieder zu sich kommt, muss er feststellen, dass er sein Gedächtnis komplett verloren hat. Nicht einmal seinen Namen kennt er mehr.

Aber gerade von diesen Gescheiterten, Gedemütigten, Verachteten, aus dem sog. "sozialen Netz" Gefallenen, die in rührender Weise darum bemüht sind, Würde, Stolz, Selbstachtung, auch Hoffnung auf ein besseres Leben, zu wahren, erfährt der namenlose Mann, der nun ein zweites Leben beginnen muss, ungeheure Solidarität und selbstverständliche Hilfe. Mit ihrer Unterstützung richtet er sich ein, trotzt allen materiellen und staatlich-bürokratischen Hindernissen. Er findet Arbeit bei der Heilsarmee, der einzigen Institution, die sich um diese Gestrandeten kümmert und deren Kapelle er "musikalisch modernisiert", und bald entwickelt sich ein ganz zögerndes, zartes, verstecktes Liebesverhältnis zu der spröden Heilsarmistin Irma. Namenlos, ohne Pass gerät er aber bald in einen Strudel wirklich chaotischer Ereignisse, in deren Rahmen ihm seine fehlende staatliche Identität immer mehr zum verhängnisvollen Hindernis zu werden scheinen. Seine Situation wird, nachdem er auch noch unschuldig in einen Bankraub verwickelt wird, immer aussichtsloser ...

Aki Kaurismäkis Film von 2002, der mit zahllosen internationalen Preisen ausgezeichnet wurde, ist vielleicht sein schönster überhaupt. Wie in allen seinen Werken sind auch hier die Helden die Außenseiter, die "Kaputten", die sonderbaren Existenzen, die Verachteten, um die sich die sog. "normale Gesellschaft" nicht kümmert. Scharfe Kritik erfahren die staatlichen Instanzen und die "Normalbürger", wohingegen mit der Welt der Randexistenzen in ihrer Containersiedlung ein warmes Bild von echter Liebe, Mitmenschlichkeit, Achtung und menschlicher Würde entsteht. Vieles wirkt dabei wirklich grotesk und komisch, aber niemals ist Kaurismäkis Blick verächtlich oder zynisch. Und im Gegensatz zu den meisten anderen Filmen dieses Regisseurs, der ganz sicher zu den bedeutendsten der Gegenwart gehört, in denen die Helden, immer im Glauben an Verbesserung der Verhältnisse, immer hoffend, scheitern müssen, findet "Der Mann ohne Vergangenheit" ein glückliches Ende, was diesem Meisterwerk tatsächlich märchenhafte Züge verleiht.

Für uns von K.U.S.S., die wir mit großem Erfolg bereits im Jahr 2000 mit "I hired a contract killer" einen Film Kaurismäkis auf die Bühne brachten, stellt die Umsetzung des Werks in unserem "Kleinen Haus" eine riesige Herausforderung dar: Nicht weniger als 45 Rollen sind von dem kleinen K.U.S.S.-Ensemble zu besetzen; permanente Szenenwechsel erfordern ununterbrochene Umbauarbeit, die aber nicht auf Kosten der Zuschauernerven gehen darf; dabei sind zahllose Requisiten und Kostüme erforderlich; Licht und Ton bedingen einen extremen Einsatz unseres Technikteams; nach längerer Zeit können wir endlich wieder mit einer Band arbeiten, was aber hohen zusätzlichen Probenaufwand und weitere technische Probleme bedingt. Die Ausstattung des "Kleinen Hauses", unser Stammpublikum wird es sofort bemerken, ist äußerst ungewöhnlich und verlangt uns "einiges" ab.
Trotzdem: Uns gefiel der Stoff so sehr, dass wir alle Schwierigkeiten gerne auf uns genommen haben. Und nachdem wir über lange Jahre eher "Düsternis" und das Scheitern unserer "Helden" gezeigt haben, tut es uns gut, endlich einmal wieder ein "happy end" präsentieren zu können.
Nun sind wir gespannt auf die Reaktionen unseres Publikums, und wir laden euch bzw. Sie ganz herzlich zu einem Besuch einer unserer Vorstellungen ein.

Für K.U.S.S.: Joachim Berndt
 

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