Einer flog über das Kuckucksnest
Termine: 16./17./19./20. September 2005

 Ausschnitte aus der DVD: 2. Szene: Dr. Spivey und McMurphy 3. Szene: McMurphy trifft die Patienten 7. Szene: Das Handtuch 
Offizieller Teaser
Videos von den Proben: 2. Mai, 14. März
Liebe Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Freunde des "Kleinen Hauses",
seid ihr, sind Sie "bescheuert", "bekloppt", verrückt, oder – etwas vornehmer – gestört, psychisch deformiert, geisteskrank? ... Nein? ... Sind Sie ganz sicher? Vielleicht auch nur ein bisschen? Gehen Sie nicht manchmal, vielleicht auch mehrfach, zurück und schauen nach, ob die Haustür abgeschlossen, ob der Herd aus ist, obwohl Sie eigentlich genau wissen, dass dies der Fall ist? Legen Sie alle Sachen immer genau auf dieselbe Weise an dieselbe Stelle, ganz exakt? Welche festen Rituale haben Sie, die Sie täglich genau beachten? Welche Phantasien haben Sie? Wovon träumen Sie? Können Sie sich nicht von Ihrem alten Plunder im Keller trennen, obwohl Sie eigentlich wissen, dass Sie ihn nie mehr brauchen werden? Trauen Sie sich immer, Ihre Meinung offen zu sagen, auch wenn Sie im Recht sind, wenn dadurch vielleicht Konflikte entstehen könnten? Haben Sie häufig Angst vor dem Beruf, dem Stress, den Kollegen, vor der Zukunft? Sind Sie meistens traurig? Lassen Sie Ihre Gedanken nicht einschlafen? Lassen Sie Ihre Wut manchmal an Menschen, Tieren, Dingen aus, die damit überhaupt nichts zu tun haben? Sind das alles schon "Störungen", "Verrücktheiten"? Oder sind es ganz normale Dinge und Verhaltensweisen, die wir benötigen, um unseren immer komplizierter werdenden Alltag "in den Griff zu kriegen"? Was ist "normal", was ist "verrückt"? Wo lässt sich eine Grenze ziehen? Sicherlich gibt es keine exakte Trennungslinie. Wenn es aber zu viel wird, so hat es die Gesellschaft eingerichtet, werden Maßnahmen benötigt. Wenn Sie laufend zu spät zur Arbeit kommen, weil Sie zu oft zur Haustür zurückkehren, wenn der "alte Plunder" den ganzen Keller füllt, wenn Sie völlig depressiv sind, gibt's erst einmal eine Therapie, manchmal bei einem guten Psychiater. Wenn die Sache aber überhand nimmt, wenn Sie sich selbst gefährden, nur noch in Ihrer ganz eigenen Welt leben, besonders aber Ihren Mitmenschen eine Last werden, wenn Sie wirklich unbequem sind, wird man Sie in eine dafür vorgesehene Institution verbringen, in eine psychiatrische Anstalt, ins "Irrenhaus", in die "Klapse", wie es der Volksmund etwas burschikos formuliert. Es geschieht natürlich zu Ihrem eigenen Besten, hat den positiven Effekt, dass Sie sich selbst nicht mehr gefährden und sicher bald gesund sind, hat darüber hinaus aber auch den positiven Nebeneffekt, dass Sie Ihrer Umwelt nicht mehr auf deren geplagte Nerven gehen und dass diese sich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren kann. Und wenn Sie besonderes Glück haben, fallen Sie in die therapeutischen Hände einer Schwester Ratched, wie sie Dale Wasserman auf der Bühne, basierend auf Ken Keseys Roman "Einer flog über das Kuckucksnest" (1962), beschreibt. Der Kampf dieser Frau, für die Therapie vor allem aus eiserner Disziplin und Disziplinierung der Patienten besteht, gegen Randle McMurphy bildet den Stoff für Roman und Drama und für Milos Formans vielfach ausgezeichneten Film aus dem Jahr 1975. McMurphy ist wegen seiner Aufsässigkeit aus dem Arbeitslager, in dem er wegen Verführung einer Minderjährigen einsitzt, in Ratcheds Klinik überwiesen worden und erhofft sich dort ein bequemes "Absitzen" seiner Reststrafe. In der Auseinandersetzung McMurphys mit der "fürsorglichen" Schwester, in deren Verlauf er die zunächst skeptischen anderen "Kranken" immer stärker zum Bewusstsein des eigenen Willens bringt, zeigt sich – bei allem Ernst oft in massiver Komik - der häufig fragwürdige Zustand einer von der Öffentlichkeit weitgehend abgeschotteten Institution, der sich sicherlich seit dem Erscheinen des Romans 1962 nicht gerade in dramatischer Weise positiv verändert hat. Es lässt sich vermuten, dass gerade der fehlende Einblick der Öffentlichkeit in diesen Sektor unseres Gesundheitswesens nicht gerade förderlich ist in dem Sinn, dass er - zum Beispiel in Wahlkampfzeiten, wie wir sie gerade wieder einmal erleben – Objekt der Zuwendung von Politikern und deren Sonntagsreden, geschweige denn echter Unterstützung, besonders angesichts der berühmten "leeren Staatskassen", werden könnte: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Es zeigt sich aber sicher auch der grundlegende Konflikt zwischen individueller Freiheit und verkrusteter, restriktiver Gesellschaft. Für uns von K.U.S.S. stellt das Stück eine große Herausforderung dar: Eine neue Generation sehr junger Schauspieler muss einen äußerst schwierigen Balanceakt zwischen tiefem Ernst und oft wirklich "heftiger" Komik wagen, muss versuchen, die dargestellten psychisch Kranken nicht zum Objekt brüllenden Lachens werden zu lassen, andererseits aber auch das freiwillig oder unfreiwillig Lustige dieser Menschen, die eben in einer anderen, einer eigenen, uns fremden Welt leben, darzustellen. Wir glauben, dass uns dies nach intensiver Probenarbeit gelungen ist, und wir laden euch bzw. Sie alle herzlich dazu ein, eine unserer Vorstellungen zu besuchen.
Für K.U.S.S.: Joachim Berndt
 Den Roman bei Amazon.de bestellen!
|