Das Robert-Kreuzer-Projekt
Termine: 19./20./22./23. September 2003
 Liebe Schülerinnen und Schüler, Eltern, Kolleginnen und Kollegen, Freunde des "Kleinen Hauses",
mit der 24. Produktion im 20. Jahr seines Bestehens eröffnet K.U.S.S. den "Kulturteil" der Martin-Luther-Schule im neuen Schuljahr. Nach den turbulenten Aufführungen mit "Herrn Peter Squenz" im Rahmen der "19-Jahr-Feier" im September 2002 sind wir unserem Grundprinzip treu geblieben, möglichst viel Abwechslung zu suchen, neue "theatralische Wege" zu erschließen, die dramaturgische Vielfalt zu nutzen, die uns der Rahmen des "Kleinen Hauses" bietet, und so steht diesmal etwas ganz anderes auf dem Programm: Ein bisher weitgehend unauffälliger, nur durch fehlende Leistung unbequemer Achtzehnjähriger beginnt scheinbar völlig unvermittelt einen Amoklauf, tötet seine Eltern, nimmt Mitschülerinnen, Mitschüler und seine Lehrerin als Geiseln und droht mit einem Blutbad. So stellt es sich der immens interessierten Öffentlichkeit dar, die, angeheizt durch eine sensationsgierige Schar von Medienvertretern, permanent auf dem "Laufenden" bleibt. Besonders einer jungen Reporterin bieten die Ereignisse einen viel versprechenden Startblock für eine steile Karriere, die gesichert scheint, als ausgerechnet sie von dem Titelhelden, Robert Kreuzer, zur Moderation einer Livesendung aus dem Klassensaal, in dem er sich mit seinen Geiseln verschanzt hat, verlangt wird. Das Stück verfolgt den Weg des jugendlichen "Verbrechers" ab einem Zeitpunkt, der kurz vor Beginn der angedeuteten Geschehnisse liegt. Und natürlich ergeben sich beim skizzenhaften Umriss der Hintergründe ganz andere Sichtweisen als durch die später von den nach Quoten gierenden Medien produzierten "Wahrheiten". Nicht nur die in erschreckendem Ausmaß dauernd steigende jugendliche Gewalt ist das Thema der neuen K.U.S.S.-Produktion, sondern die in gleicher Weise steigende soziale Kälte einer Gesellschaft, die sich zunehmend an "Kosten-Nutzen-Faktoren", geradezu frühkapitalistischem Konkurrenzdenken, amerikanischen Tellerwäscherträumen orientiert, in der Medien und deren "Experten", dies ein weiterer Themenkomplex des Stücks, die Wirklichkeit zunehmend diktieren, wo "Verantwortlichkeit" ein Begriff geworden ist, den man weitgehend zum Delegieren verwendet, wo ratlose Politiker ohnmächtig und larmoyant, ebenfalls quotenorientiert, mit Gießkännchen Waldbrände löschen wollen. Allerdings, um mit Bert Brecht (vor seinem "Baal") zu warnen: "Das Stück hat keine Weisheit". Lösungen werden nicht geboten; Erklärungsansätze nach bekannten simplen Strickmustern werden nicht geliefert. Im Gegenteil: Die Vielzahl der Fragen, die es formuliert, wird noch erhöht im völlig überraschenden Schluss. Für uns von K.U.S.S. stellt das "Robert-Kreuzer-Projekt" eine große Herausforderung dar: Das Stück "spielt" ununterbrochen mit den von ihm scharf kritisierten Medien, nutzt die uns formende Flut audiovisueller Reize, um deren Wirkung beispielhaft zu illustrieren. Permanent sich überblendende Bilder, Filme, Videosequenzen, Musik-, Radioeinspielungen müssen technisch beherrscht und mit den Schauspielelementen und der spannenden Handlung bei dauerndem Schauplatzwechsel koordiniert werden, was sicher zur bisher aufwändigsten Produktion im "Kleinen Haus" geführt hat.
Wir laden euch und Sie herzlich zu einer der Aufführungen ein und sind sehr gespannt auf die Reaktionen unserer Zuschauer. (...)
Für K.U.S.S.: Joachim Berndt
Dieses Stück kann über die theaterbörse bezogen werden.
|