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Brückenschlag zwischen Kulturen zweier Epochen

Odenwälder Zeitung vom 11.09.2002

(Si) Auf eine 19-jährige Geschichte kann die Theater- und Kabarettgruppe K.U.S.S. der Martin-Luther-Schule Rimbach in diesem Jahr zurückblicken und ganz im Stile der Kultgruppe hatte sich der Leiter und Mitbegründer Joachim Berndt etwas ganz besonderes für das abendliche "Jubel-Auditorium" einfallen lassen: Berndts Regie entführte das Publikum auf eine Zeitreise in die Vergangenheit von K.U.S.S., indem nach dem kabarettistischen Dokumentardrama, "Die Konferenz", das bereits 1985 von K.U.S.S. aufgeführte Theaterstück, "Absurda Comica oder Herr Peter Squenz", von Andreas Gryphius, seine Wiederaufnahme fand.

Rund 140 Zuschauer lauschten im ausverkauften "Kleinen Haus" der MLS Rimbach den einleitenden Worten: "Heute wird der Brückenschlag von der Kultur der Moderne zur Vergangenheit geschlagen werden", wobei sich zu diesem Zeitpunkt noch niemand vorstellen konnte, wie das wohl an einem einzigen Abend von statten gehen sollte.

Doch Regisseur Joachim Berndt schaffte dieses Kunststück spielend, indem er moderne Kabarettelemente mit der Barockkomödien, "Absurda Comica oder Herr Peter Squenz oder die zehen Säue", von Andreas Gryphius, zu einem abendfüllenden Programm verband.

"Aus Gründen des Datenschutz und um jede Ähnlichkeit mit Persönlichkeiten der MLS zu vermeiden", verlegte Berndt die Szenerie des Dokumentardramas, "Die Konferenz", in das Lehrerzimmer des Finken-Gymnasiums zu Finkenburg im Finkental. Hier nun sollte den Zuschauern ein echtes K.U.S.S.-Geheimnis offenbart werden, nämlich die Antworten der Fragen: "Wie und warum entsteht ein K.U.S.S.-Programm ?"

"Sitzen machen!" - Mit gestrengem Tonfall eröffnete "der Chef", gespielt von dem ausdrucksstarken David Wegener, die Schulkonferenz. Mit viel Witz und Können gaben die K.U.S.S.-Nachwuchskünstler in der Folgezeit eine Persiflage eines "typischen" Lehrerkollegiums und über deren Art, Entscheidungen zu treffen.
So kümmerte sich beispielsweise der Öko "Flutschke", alias Moritz Gorath, ausschließlich um seine Tageszeitung und weniger um die schulischen Angelegenheiten. Neben urkomischen Charakteren, wie der sehr blonden Sportlehrerin Frau Käser, alias Anne Kruse oder der rassigen Sexbombe, Frau Nümpfmann, die von Antonia Baum nach Manier der einschlägigen Hotline-Stimmen gesäuselt wurde, brillierte Jan Elflein, der Juchtenbeißer, als Vertreter des schwarzen Humors.
In bayrischer Lederhose forderte Juchtenbeißer, seines Zeichens Lehrer für Deutsch, Heimatkunde und Feuerschutz, in zackiger Stimmlage, "braune Einheitsuniformen für die Schüler, als cooperate identidy" und als Musiklehrerin Frau Eiweich, alias Marilena Zeiss, trällerte, dass mit Musik doch alles besser gehen würde, "fragen sie doch mal die Neger", blieb den 140 Zuhörern vollends das Lachen im Halse stecken, ganz im Sinne der Regie.

Kochkäsindustrieller Michael Bitsch, als Herr (Dr.) Wutzke, auch Vorsitzender des Finkentaler Elternbeirates und als edler "Kochkässpender" zugegen, legte in original Odenwälder Dialekt Wert auf die Tatsache, dass er in seiner Fabrik ausschließlich Libanesen beschäftige, "ko Talibanese". Die Darstellungsformen der einzelnen Akteure waren durchgehend ein Genuss und zudem angereichert mit "Volksmusik" der "Peter Squenz Band", die unter der Leitung von David Wegener für den Ohrenschmaus des Abends sorgte. Und nachdem sich die Konferenz endlich auf einen Festakt anlässlich des Jubiläums geeinigt hatte, "wir machen ein Theaterstück, das ist mal was ganz Neues", "tragierte" die K.U.S.S.-Crew eben von nun an die Gryphiusschen Texte.

Sechs Kleinbürger und Bauern, die in der Hoffnung auf reiche Belohnung dem königlichen Hof eine "schauerliche Tragödie", über das Leid des Liebespaares Piramus und Thisbe vorspielen, bringen dabei ihren Regisseur, den Schreiber und Schulmeister Peter Squenz fast zur Weißglut, da sie "eine Sau nach der anderen machen", sprich Fehler über Fehler, wobei das eigentlich tieftragische Stück zu einer völlig absurden Komödie mutiert, einer "Absurda Comica".- Als wahrer Meister des "Tragierens" sollte sich besonders K.U.S.S.-Mitglied Moritz Gorath hervorheben, der als Meister Klotz-George und Thisbe sein schauspielerisches Talent eindrucksvoll unter Beweis stellte.

Auch Meister Lollinger, der wasserspritzende Brunnen, dargestellt von Marilena Zeiss und Anne Kruse als Meister Bulla-Butän und Wand, konnte man die Spielfreude regelrecht anmerken, durften beide doch in Slapstickeinlagen die Bühne für sich beanspruchen.

Anne Vollrath leuchtete als Mond, die Löwin Antonia Baum miaute um die Wette und die Königsfamilie, dargestellt von Martin Frassine, Michael Bitsch, Melanie Mayer, Lydia Rettig, Katharina Winkler und Tara Farsad sorgten in weißgetünchten Gesichtern für Unterhaltung par excellence. Nicht zu vergessen Piramus-Darsteller Elflein, der seiner Thisbe ein Liebeslied in schaurig schöner Weise darbot. Da konnte einem der Regisseur des tragischen Stückes, Herr Peter Squenz, in Person von David Wegener, schon fast leid tun. Doch Squenz` Leid brachte dem K.U.S.S.-Publikum sichtliche Freude, die sich in begeisternden "Bravos" und viel Applaus für Schauspieler und Regie, entlud.