König Ubu
Termine: 17./18./20./21. September 2004
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 Wenn ein Theaterstück im Jahr 1896 mit diesem Wort ("Merdre" im Original) beginnt, liebe Schülerinnen und Schüler, Eltern, Lehrerinnen und Lehrer, Freunde von K.U.S.S. und des "Kleinen Hauses" der Martin-Luther-Schule, wenn ein "Drama in fünf Akten" im Paris der Jahrhundertwende also mit "Scheitze" anfängt, wenn dann die folgende Handlung kaum weniger deftig mit allen Theaterkonventionen bricht, ehrwürdige Gestalten der Weltbühne, besonders aus dem Theateruniversum Shakespeares, etwa König Lear, Macbeth, Hamlet, respektlos persifliert, wenn gezeigt wird, wie ein von seiner Gattin getriebener im Grunde kleinbürgerlicher, aber auch anarchistischer Offizier des Königs von Polen den Monarchen buchstäblich massakriert und eine Schreckensherrschaft antritt, die ausschließlich an der dauernden Verbesserung der privaten "Pfuinanzen" und der Füllung seines bodenlosen Magens orientiert ist, wenn dabei die "Enthiihiihiirnungsmaschinen" ohne Pause arbeiten, nur die "Pfahlgeister" zu höchsten staatlichen Ehren gelangen können, ganze Armeen explodieren, dabei aber auf groteske, ironische und äußerst komische Weise das Bürgertum von einem aus den eigenen Reihen heftig kritisiert und erschreckt wird, dann ist der Skandal natürlich vorprogrammiert: Es kommt zu Tumulten bei der Aufführung, das Stück wird sofort abgesetzt, und nur wenige erkennen die zentrale Bedeutung von Alfred Jarrys "Ubu Roi" für die Entwicklung des modernen Theaters. Mit dieser Figur, die zum Sinnbild für Dummheit, Hässlichkeit, Fressgier, Geiz und Feigheit wird, ebnet Jarry, was den Inhalt und die Art der Darbietung betrifft, breite Wege zum absurden Theater, zum Theater der Moderne, wie es das Zwanzigste Jahrhundert entwickelt, überhaupt.
Entstanden ist der "König Ubu" des 1873 geborenen Autors bereits 1888 als Marionettenstück. Nach der knappen Vorlage eines Mitschülers schuf es der Fünfzehnjährige in seiner Urfassung, um damit einen völlig unfähigen Physiklehrer am Gymnasium in Rennes auf die Schippe zu nehmen. Vergleicht man die Person des Ubu mit den monströsen Machthabern der europäischen Geschichte des Zwanzigsten Jahrhunderts, mit diktatorischen Systemen überhaupt, so muss man Alfred Jarry eine geradezu unheimliche visionäre Kraft zusprechen. Und wenn man Charakter und Verhalten vieler Zeitgenossen betrachtet, ist leider festzuhalten, dass dieses dramatische Werk von seiner Aktualität wirklich überhaupt nichts eingebüßt hat.
Für eine Bühne wie das "K.U.S.S.-Theater" stellt das Stück mit seinen ungezählten Rollen und technisch im Grunde nicht umsetzbaren Handlungsteilen eine große Herausforderung dar. Aber der groteske, absurde und wirklich auch komische "König Ubu" hatte es K.U.S.S. so angetan, dass wir uns wieder einmal auf den Weg machten, unter Einsatz all unserer Technik, verstärkt auch des Films, das kaum Machbare eben doch zu "machen". Bei allen Schwierigkeiten bei der Umsetzung hat uns die Arbeit einen immensen Spaß bereitet.
Und wir laden euch und Sie alle ein, an einem unserer Aufführungsabende den wahrhaft schrecklichen Ubu und seine "Sippschaft" bei ihrem Aufstieg und ihrem Niedergang zu begleiten.
Für K.U.S.S.: Joachim Berndt

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